Stolpersteine

Stolpersteine

Wilhelm Borstelmann ist 14 Jahre alt, als am 15. Oktober 1941 Menschen in das Haus seiner Eltern in Keitum auf Sylt eindringen und seinen Vater Ludwig in Haft nehmen.

“1908 wandert Ludwig Borstelmann zum ersten Mal nach Argentinien aus, von wo er 1910 zurückkehrt, um sich dem Militärdienst zu stellen. Da er als Reservist eingestuft wird, arbeitet er im Geschäft seines Bruders in Hennstedt, bis er 1914 zum zweiten Mal nach Südamerika reist.

Trotz kriegsbedingter Schwierigkeiten ist Borstelmann bis auf wenige Tage fast durchgehend als Lehrer, Buchhalter und Kaufmann beschäftigt. 1920 kehrt er aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurück, wo er von 1922-1926 als Handelsvertreter arbeitet. Diese Tätigkeit führt ihn auch nach Sylt. 1926 heiratet er die Keitumerin Sophie Severine Thomsen, das Paar bewirtschaftet die Landstelle in Keitum und zugleich führt Borstelmann die Geschäfte der Keitumer Spar- und Darlehnskasse. Zwei Kinder, Wilhelm Jürgen und Hans, werden in dieser Ehe geboren. In den Jahren 1936/37 wird an der Südostküste der Insel Sylt der Nössedeich errichtet. Bei der Umlegung der Ländereien nach der Eindeichung sieht Borstelmann sich benachteiligt und vertritt daraufhin seine Interessen. In der Folge wird er von zwei Mitarbeitern und einem Keitumer politischen Leiter denunziert. Am 15. Oktober 1941 wird Ludwig Borstelmann von der Gestapo verhaftet wegen „Vergehens gegen das Heimtückegesetz“ und Verweigerung des Hitlergrußes.

Borstelmanns Ehefrau schreibt später in ihrem Antrag auf Entschädigung für NS-Opfer: „Die Denunzierung war das Ergebnis von Intrigen, die aus dem Umlegungsverfahren im Nössekoog resultierten: Der im Jahre 1938 beendete Deichbau machte eine Umlegung der Ländereien notwendig. Dieses Umlegungsverfahren benutzten die Nazibonzen, um sich auf Kosten der Nichtparteigenossen zu bereichern. Da wir nicht der NSDAP angehörten, wurde unser Hof durch die Umlegung benachteiligt. Mein Mann war einer der erbittertsten Kämpfer für unser Recht. Da die Nazis nicht umhin konnten, uns wenigstens zum Teil Recht zuzugestehen, suchten sie uns durch schmutzige Intrigen zu schädigen.“ (Lebensspuren eines Schutzhäftlings, Das Schicksal Ludwig Borstelmanns, mitgeteilt von Sönnich Volquardsen, Nordfriesisches Jahrbuch 1998, S. 24)

Nachdem Borstelmann nach seiner Inhaftierung zunächst einige Tage in Westerland in Untersuchungshaft verbringt, kommt er von dort nach Flensburg. Das erste Verfahren wird vertagt und Borstelmann nach Buchenwald verbracht. In Flensburg wird bald darauf ein zweites Verfahren anberaumt. Trotz eines Freispruchs durch das Sondergericht in Flensburg am 29. April 1942 wird er erneut ins KZ Weimar-Buchenwald überstellt. Von dort kommt er ins KZ Groß-Rosen in Schlesien, aus dem die Familie die Nachricht erhält, dass er am 9. Oktober 1942 verstorben sei.” Quelle:gemeinde-sylt.de/stolperstein-ludwig-borstelmann/

“Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen STOLPERSTEINE in 1265 Kommunen Deutschlands und in einundzwanzig Ländern Europas.

‘Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist’, zitiert Gunter Demnig den Talmud. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE… Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.

Für 120 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines STOLPERSTEINS übernehmen. Ab Januar 2020 wird für jeden Stolpersteine außerhalb von Deutschland 10% extra auf die ursprünglichen 120 Euro berechnet. Damit wird sich ab Januar 2020 der Preis für einen Stolperstein auf € 132,-­‐ belaufen.” 

Quelle:www.stolpersteine.eu/start/

“Wilhelm Borstelmann wurde 1927 auf dem Bauernhof in Keitum geboren, wo er noch heute mit einer Tochter, dem Schwiegersohn sowie mit zwei Enkeln wohnt. Die Eltern ermöglichten ihm und seinem Bruder Hans bereits im Kindesalter Klavierunterricht, so war bei beiden der Grundstein für eine lebenslange Passion – die Musik – früh gelegt.

Die Ermordung seines Vaters Ludwig am 9. Oktober 1942 im KZ Groß-Rosen sollte den bis heute überzeugten Pazifisten Wilhelm Borstelmann stark prägen. Nach dem Krieg erhielten die Brüder Klavierunterricht bei Paul Hasenclever in Westerland und wurden vom Organisten der Flensburger Marienkirche Eugen Simmich an der Orgel unterrichtet. Wilhelm blieb an der Seite seiner Mutter Sophie auf dem Hof und hielt die Familie mit der Landwirtschaft über Wasser. Das angestrebte Studium an der Musikakademie in Lübeck konnte nur vom jüngeren Bruder Hans verwirklicht werden. Doch der Musik gehörte weiter Willy Borstelmanns Leidenschaft.

So fügte es sich, dass im Herbst 1952 die Stelle des traditionell nebenamtlichen Organisten in Keitum vakant wurde. Der im Jahre 1787 in St. Severin errichteten und 1895/96 umgebauten, dem romantischen Klangideal angepassten Orgel, verschrieb er sich nun traditionsbewusst und beharrlich mit ganzer Liebe und Sorgfalt, denn das Instrument war in einem stark renovierungsbedürftigen Zustand. Die finanzielle Situation der Kirchengemeinde erlaubte eine aufwändige Restaurierung nicht, so initiierte der Landwirt Wilhelm Borstelmann mit Unterstützung seines Bruders Hans ab 1954 abendliche Konzerte mit hochkarätigen Musikern, um die Mittel für den Erhalt und Unterhalt der historischen Orgel einzuspielen.

Bis 1992 lockten sowohl die Attraktivität der Insel als auch Borstelmanns Engagement mehr als 350 Musiker in die Kirche zu Keitum und der Erfolg ließ nicht auf sich warten. Bereits 1959 konnte die mit 20 000 D-Mark restaurierte Keitumer Orgel mit einem Konzert eingeweiht werden.

Im gemischten Chor in Keitum begegnete ihm seine Ehefrau Waltraut. 1966 wurde geheiratet und es kamen drei Kinder. Nach den Konzerten in der Keitumer Kirche waren die Musiker gern gesehene Gäste und ließen häufig den Abend bei Familie Borstelmann ausklingen.

Die weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus populären Mittwochskonzerte wurden durch Wilhelm Borstelmann zum festen Bestandteil des Sylter Kulturlebens und namhafte Künstler aus Europa und Übersee geben bis heute ihr Inseldebüt.

Es wurden Ende der 1970er Jahre Übertragungen im NDR gesendet und es konnten Schallplatten der St. Severin-Konzerte erworben werden, deren Verkauf neben den Eintrittseinnahmen eine weitere Renovierung der Orgel im Jahre 1983 für 200 000 D-Mark möglich machen sollte.

Bis im Jahr 1999 eine neue Orgel errichtet wurde, war die Erhaltung des historischen Kircheninstrumentes in St. Severin zu Keitum, auf dem bereits C.P. Hansen spielte, ein wichtiger Teil des Lebenswerkes Wilhelm Borstelmanns.

Neben der Leitung der gemischten Chöre von Keitum und Kampen war er mit großer Unterstützung seiner Frau Waltraut auch maßgeblich an der Gründung der Musikschule Sylt beteiligt, um den Kindern der Insel den Zugang zur Musik zu eröffnen, den er schon früh durch sein Elternhaus erfahren durfte und der sein Leben so sehr bereicherte.”

– Quelle: https://www.shz.de/20988027 ©2021

“Carl Quaas wird als ältestes von 9 Kindern des Schlachters Carl August Quaas und dessen Frau Omine Jensine geb. Martinsen geboren.

Nach der Konfirmation beabsichtigt er 1910 nach Montana in Amerika auszuwandern, doch wegen eines Augenleidens wird ihm die Einreise verwehrt und er kehrt nach Deutschland zurück.

Im elterlichen Betrieb macht er nun eine Schlachterlehre. Er nimmt am 1. Weltkrieg teil und erhält Feldpostbriefe von der ihm damals noch unbekannten Minna Johanna Creutz, die er nach dem Kriege kennenlernt. Das Paar heiratet 1921, sieben Kinder werden in dieser Ehe geboren.

Quaas ist Mitglied der SPD und wird 1933 für kurze Zeit Westerländer Stadtverordneter, doch die Stadtverordnetenversammlung wird bereits im gleichen Jahr aufgelöst.

Am 22. August 1944 wird er Opfer der von den Nationalsozialisten so genannten „Aktion Gewitter“, einer Verhaftungsaktion, bei der in Westerland 7 Personen inhaftiert und deportiert werden. 4 von diesen werden im Herbst entlassen, doch Quaas gehört nicht zu ihnen. Am Morgen des 22. ist er noch mit einer Hausschlachtung beschäftigt, als er verhaftet werden soll. Auf sein Ehrenwort hin wird ihm ein Aufschub gewährt. Um 22 Uhr stellt er sich freiwillig.

Zusammen mit Feddersen und Jessen bleibt Carl Quaas bis zur Auflösung des KZs Neuengamme dort inhaftiert, dann müssen sie sich wie alle Häftlinge des Lagers auf den Fußmarsch nach Lübeck und auf die „Cap Arcona“ begeben.

Das Schiff wird von den Engländern bombardiert, da diese vermuten, es handele sich um einen Truppentransport. Carl Quaas kommt dabei ums Leben, sein Leichnam wird nie gefunden.” Quelle: https://gemeinde-sylt.de/stolperstein-quaas-carl/

“Auf Sylt wurden insgesamt bislang 20 Stolpersteine verlegt, dabei für 2 der Opfer jeweils zwei Steine. 2007 kam Demnig nach Sylt, um die ersten 5 Steine in den Boden einzulassen; 2009 wurden weitere 15 Steine verlegt.” Quelle: https://gemeinde-sylt.de/stolpersteine/