Langsam beginnen die gedanklichen Vorbereitung für das nächste Jahr. Bereits in diesem Jahr konnte ich einige Bestandteile einer Gästeführung “Auf meine Art”, die ich vor drei Jahren andachte, umsetzen. Ich bin gespannt auf die Veränderungen und Neuerungen, die mir für das nächste Jahr einfallen. Ich denke mit Freude an die vielen tollen Begegnungen der letzten Monate zurück, immer war ein Ort mit geschichtlichem Bezug Anlass, über die Gegenwart nachzudenken und das Erdachte zu teilen.
Auch im nächsten Jahr werden die 2 Stunden Lebenszeit, die meine Gäste und ich auf unseren Wegen durch Keitum teilen werden, mit einem Geschenk beginnen. Ich will weiterhin ein guter Gastgeber sein. Und der gute Gastgeber empfängt seine Gäste mit einem Geschenk. War es im laufenden Jahr der Klatschmohn, wird es im nächsten Jahr eine andere Blume sein, die uns den Beweis erbringt, wie wunderbar die Werke der Natur sind. Bis zum Jahreswechsel werden die letzten CDs meiner ersten und auch letzten Prägung verschenkt sein, 1000 CDs mit dem Titel “Lust auf Mehr” werden dann in ganz Deutschland, der Schweiz und auch Österreich einen Platz im Bücherregal gefunden haben.
Das Denkmal für Uwe Jens Lornsen, den größte Sohn der Insel, fordert uns auf, über Melancholie und Depression zu reden. Das Altfriesische Haus gibt Gelegenheit, über eine Mitgliedschaft im Verein “Sölring foriining” und das Vereinsrecht, geregelt in den §§ 21 ff BGB, nachzudenken. Der braun-weiße Bär vor dem Sylter Museum gibt Gelegenheit zu einer vergleichenden Kunstbetrachtung mit einer Skulptur, die später auf uns wartet. Der Tisch der Begegnung gibt uns die Möglichkeit zu einer kleinen Meditation. Das Wohn- und Geschäftshaus vor der Reblaus gibt Gelegenheit zur Frage “Arbeit im Alter”, ein Vorhang, als Eingang zur großen, grünen Wiese, eröffnet den Blick auf ehemals zerstörte Weite, und schafft die Möglichkeit zu eigenem künstlerischen Tun. Ich erinnere mich gerne an die Kunst, die zur Kunst erweckte Menschen in der Arena mit uns teilten. Drei Holzbalken erinnern an die Worte Schillers: “Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.” Auf den Sieger unseres kleinen Spiels wartet ein Pokal. Unten an der Wasserkante probieren wir die Heilkunst der Natur und die Köstlichkeiten des Watts, von denen erst die Köche mit den Sternen Gebrauch machten.
Vorbei am lukullischen Zentrum Keitums mit einem Blick auf den Softeisstand, der am Ende unseres Rundgangs mit einer Belohnung auf meine Gäste wartet, führt der Weg zu den alten Häusern, in denen jeder Bewohner von seinem und dem Leben seiner Eltern und Großeltern zu erzählen weiß. Das Pastorat erinnert an die streitige Diskussion über den Antrag, die Kirche als Ort einer konfessionsfreien Trauung zu nutzen. Unsere Füße tragen uns wieder ans Watt, vorbei an der Wirkstätte der Keitumer Uhrmacher Hoeg. Das gegenüberliegende Anwesen gibt Gelegenheit, sich mit juristischen und steuerrechtlichen Grundlagen zu befassen. Die Bank vor dem Zugang zur Kirche lädt zur Pause ein. Und ich lade meine Gäste ein, von den mitgeführten Getränken und Speisen zu kosten. Der Aufenthalt schließt mit einer kleinen Lesung. Wenn Kreise sich schließen. Auf dem Einband des Buches erkennen wir den roten Klatschmohn. Auf dem Friedhof führt der Weg vorbei an den Grabstätten von Rudolf Augstein, Fritz Raddatz und anderer prominenter Verstorbener hin zu den “sprechenden” Grabstätten. Hier darf ich auf zwei, wiederkehrende Worte für meine Gäste und auch mich hinweisen, die dann zu dem Sinnschluss “Carpe Diem” führen. Vor der Grabstätte Boy Lornsens darf ich mein zweites Gedicht “Der Tintenfisch” rezitieren und dann vor der Kirche fünf Zustände benennen, die den Blick richten, auf die dann im Glockenturm aus dem 15. und dem Kirchenschiff aus dem 13. Jahrhundert der Blick fällt. Trotz erster Begegnung tritt so durch die zeitlich verschobene Verknüpfung von Hören und Sehen, eine verstärkte Erinnerung an die Kirche und den Tag unseres Rundgangs durch Keitum ein.